Auf dem Marktplatz

Wochenmärkte haben schon was, so jedenfalls empfinde ich es. Gestern war ich auf dem Wochenmarkt, hier vor Ort. Obst und Gemüse aus der Region.

Ein italienischer Orangenhändler bietet seine Ware an, genial. Gegenüber steht ein Bäcker mit frischen Hefeschnecken in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und Füllungen. Dann ein Stand mit echten schwäbischen Maultaschen. Die Fülle von Düften und Gerüchen steigt mir trotz Maske in die Nase, herrlich. Ich fühle mich wohl. Gesprächsfetzen kommen mir ans Ohr, Gespräche über den Verkaufstisch hinweg dringen durch das Stimmengewirr, jeder und jede möchte seine Ware loswerden, möchte die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich ziehen.

Das wurde mir zu einem Bild.

Tragen wir nicht alle so einen Markt von Gefühlen, Erinnerungen, Selbstaussagen und Festlegungen in uns? Versuchen nicht die einzelnen Stimmen Raum in uns zu gewinnen und unsere Aufmerksamkeit völlig auf sich zu ziehen? Der Gedanken ein Versager zu sein, nichts auf die Reihe zu bekommen, genauso, wie der Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen? Oder der Innere Kritiker, der uns ein schlechtes, entmutigendes Gewissen verkaufen will und wir fallen auf die Mogelpackung rein?

In der anderen Ecke steht so ein Antiquitätenhändler mit Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen. Mit schönen und weniger schönen Bildern. Und sie lösen Emotionen in uns aus, machen nachdenklich, lassen uns schmunzeln oder es fließen unaufhaltsam die Tränen.

Kannst du das grad sehen was auf deinem inneren Markplatz los ist? Wo du vielleicht von dem „Angebot“ überrollt wirst?

Und dann gibt es einen kleinen einladenden Stand, hinten, etwas versteckt. Man muss es wissen, wo er seinen Platz hat.

Ein kleines Café. Der Besitzer ein freundlicher Mann, mit warmen Augen und einer liebevollen Stimme. Die Stühle und Tische sind bereit, Gäste zu empfangen. Ich schlendere zu ihm hin – nicht auf dem realen Markt, sondern in meinem inneren Bild.

Der Besitzer lädt mich ein, mich zu setzen, einen Kaffee zu genießen und einfach da zu sein. Ich folge seiner Einladung. Es tut gut, auszusteigen aus dem marktschreierischen Gedränge. Es tut gut aus der lauten Welt, sich an einen sicheren Ort zurück zu ziehen, an zukommen und sein zu dürfen.

Jesus selber lädt dich und mich ein: Kommt her zu mir alle, die ihr euch abmüht und viel ertragen müsst. Ruht euch aus und ich will euch einen Platz geben, wo eure Seele wieder atmen kann. (Mt 11, 28)

Herzliche Einladung im Café der Ruhe bei Jesus Platz zu nehmen.

Photo by Florencia Viadana on Unsplash

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