Erster Mai, der traditionelle Wandertag für Familien, Freunde und wer sonst noch gerne läuft. Dieses Jahr kann man auch wandern, aber auf Abstand. In diesem Jahr kann man unterwegs sein, ohne zu wissen, wir kehren in jener Kneipe oder in diesem Gasthof ein, denn die haben geschlossen. Leider.
Wandertag und man ist unterwegs, läuft vielleicht innerlich und äußerlich von so manchem Druck davon. Doch dabei nimmt man sich doch immer selber mit.
Die Gedanken kreisen, meistens um die gleichen Themen. Die Ohnmacht läuft mit und auch das Gefühl, irgendwie kann ich dem ganz nicht entfliehen, an allen Ecken und Biegungen der Wege ist es präsent.
Aber ich könnte doch, so ganz nebenbei, ein Lied singen. Wenn ich laufe und singe, kann ich schon nicht grübeln und in den drückenden Gedanken versinken. Mein Lied für diese Jahreszeit ist von Paul Gerhardt, dem Mann, der selber durch viel Leid und Bedrückendes gehen musste. Der Mann, der dann immer noch Worte fand, die das Leben willkommen heißen, den Blick verändern und das Herz weit machen.
Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.
Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salominis Seide, als Salominis Seide.
Die Glucke führt ihr Völkein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das Schwälblein speist die Jungen; der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen, ins tiefe Gras gesprungen.
Ich selber kann und mag nicht ruh, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinne; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen
Paul Gerhardt
Wandertag und das passende Lied auf den Lippen oder im Herzen und es verändert sich die Welt, sie wird schöner, bunter, interessanter, lebendige, froher, tiefer, gewaltiger.
Es wird eine, meine Welt, die zum Leben kommt und anfängt zu klingen.
Credits
Photo by Dennis Ottink on Unsplash
0 Kommentare