Gönne dich dir selbst

„Darf es noch ein wenig mehr sein?“, so fragte mich die Bedienung am Buffett hier in der Klinik.

Darf ich wirklich noch was nehmen, oder kommt dann meine Kalorienzahl durcheinander? Darf ich mir noch was gönnen oder schauen dann die anderen und tuscheln über mich? Ist es nicht egoistisch, wenn ich das letzte Stück von der Platte nehme? Auch wenn ich weiß in der Küche haben sie noch Platten mit dem köstlichen Essen.

Gönne dich dir selbst, das schrieb Bernhard von Clairvaux an seinen früheren Mönch Papst Eugen III. Dieser Papst war für alle und jeden da, nur nicht für sich selber.

Liest man den Brief, dann könnte man daraus schließen, dass der Papst an einem Burnout leidet oder zumindest eine Erschöpfungsdepression hatte. Schnell kann es jeden von uns treffen. Innere Antreiber, Kritiker wollen einem einreden, dass die anderen wichtiger sind als man selber.

Auch ich kenne diese inneren Kritiker, Spielverderber und Miesepeter. Die einem sagen, dass es sich nicht gehört, nur an sich zu denken. Doch wer nicht an sich denkt, der verliert sich im Getriebe des Alltags, der geht unter in den Wünschen der anderen.

Wer nicht gut für sich sorgt, der ist gegen sich. Wer nicht seine eigenen Bedürfnisse kennt, der brennt aus, der läuft aus, der läuft schlichtweg ins Leere.

Das erkannte Bernhard schon und gibt es uns heute weiter. Deswegen die Ermutigung heute für dich und mich – „Gönne dich dir selbst.“

Nach getaner Arbeit gönne dir die Zeit zur Erholung.
Nach einer Durststrecke deiner Seele, gönne dir eine Zeit der Erfrischung.
Nach einer Zeit der Trauer, gönne dir die Freude am Leben.
Nach einer Zeit der Krankheit, heiße das Leben wieder willkommen.

Gönne dich dir selbst. Ich übe das hier in meiner Auszeit immer wieder. Wenn ich meine Übungen gemacht habe, der Terminplan eine Pause zulässt, dann gönne ich mir eine Zeit des Ausruhens.

Wenn der Schmerz kommt, dann gönne ich mir mich selber und versorge mich gut. Und selbst wenn es bei mir normal läuft, ich in der Arbeit bin, dann gönne ich mir jeden Mittag einen Mittagsschlaf. Vielleicht ist es für dich heute dran, es neu zu entdecken, was es heißt sich selber sich zu gönnen.

Und Bernhard schreibt am Schluss seines Briefes:

Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sag nicht: Tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.

Bernhard von Clairvaux

Gönne dich dir reichlich das Leben. Heute und zu jedem Augenblick.

Photo by Simon Migaj on Unsplash

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