Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden.
Psalm 90,12
Ich treffe mich mit Angehörigen zu einem Trauergespräch. Das sind die Treffen, die sein müssen, die ich aber nicht favorisiere.
Wir sitzen zusammen, Thema ist der Verstorbene, sein Leben wird mir berichtet. Da kann es sein, dass an mir in zwei Stunden das Leben von 73 Jahren vorüberzieht. Da kann es sein, dass ich ein Bild sehe und mir vorstelle, wie der Mensch war.
Das Gespräch ist gut verlaufen und ich fahre nach Hause. In so einem Moment wird mir meine eigene Endlichkeit sehr deutlich, bewusst und sogar greifbar. Ja, ich lebe auf dieser Welt nicht ewig. Es wird ein Datum geben, das wird der Schlusspunkt meiner Geschichte sein. Doch wann es kommt, dass weiß nur Gott allein.
Was ist zu tun? Darauf hinleben und Angst haben? Es gelassen angehen und wegdrücken? Oder ist es nicht dran, dass zu tun was der Psalmbeter uns vorschlägt.
Bedacht mit der geschenkten Zeit umgehen und klug werden. In einer anderen Übersetzung heißt es:
Lehre uns, unsere Zeit zu nutzen, damit wir weise werden.
Ich will die mir geschenkte Zeit gut nutzen, nicht verplempern. Ich will sie nicht mit Terminen vollstopfen, sondern ich will gestalten. Dem Leben eine Gestalt geben, Farbe reinbringen und leben.
Unsere Zeit mit der Einschränkung lehrt uns auch, dass wir sorgsam damit umgehen, aber auch das Leben gestalten, leben und fördern.
Jede Trauerfeier, die ich gestalte, die mir mein eigenes Ende bewusst macht, bringt mich auch wieder dankbarer zum Leben zurück. Jede Begegnung mit dem Tod, zeigt mir den Reichtum meines Lebens. Lässt mich dankbar sein für die geschenkte Zeit. Somit ist es die Endlichkeit, die mich klug im Umgang mit meinem Leben macht.
Credits
Photo by Nathan Dumlao on Unsplash
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